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Einführung in das Evangelium nach Markus
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, eines Sohnes eines Gottes(Mk 1,1)
Evangelium ... eines Sohnes eines Gottes
Zwei Beobachtungen seien zunächst festgehalten:
Evangelist, der sein Werk
Evangeliumnennt.
Erzählung(Lukas) bzw.
Buch(Matthäus, in Anlehnung an alttestamentliche Vorbilder).
Evangeliumin der paulinischen Tradition ist Kurzformel für Tod und Auferstehung Jesu.
Evangeliumbei Paulus bezieht sich gerade nicht auf eine Erzählung das irdische Leben Jesu betreffend - das spielt bei Paulus insgesamt eine absolut untergeordnete Rolle. Er entwickelt seine ganze Theologie aus dem Bekenntnis, dass der Gekreuzigte auferstanden ist.
Es war offenbar gar nicht so naheliegend, dass Markus sein Werk Evangelium
nennt.
Schlüsselstelle Mk 1,14-15: Evangelium mit Anbruch der Herrschaft Gottes verbunden.
Das lässt erahnen, dass Markus sein Evangelium vor einem ganz bestimmten zeitgeschichtlichen Hintergrund verfasst:
Vor diesem zeitgeschichtlichen Hintergrund erscheinen auch andere Erzählzüge im Evangelium in einem neuen Licht:
wirkteVespasian zunächst in Galiläa und zog dann von Cäsarea Philippi aus Schritt für Schritt nach Jerusalem - natürlich mit ganz anderer Absicht.
Sohn eines Gottesfür Jesus:
eines Sohnes eines Gottes.
Wahrhaftig, dieser Mensch war ein Sohn eines Gottes(Mk 15,39).
Markus schreibt nicht des Sohnes Gottes
und nicht war Gottes Sohn
; er gebraucht jeweils die artikellose Form!
Die Übersetzungen - selbst die wörtlichen
- sind hier in der Regel nicht korrekt!
Sohn eines Gottes
aber ist im römischen Reich Kaisertitulatur zu Lebzeiten eines Kaisers.
Bei Vespasian - dessen Vater ja nicht schon Kaiser war und also nach seinem Tod nicht vergöttlicht worden war - war das zwar nicht auf Anhieb so, aber auch er hat diesen Titel Sohn eines Gottes
für sich beansprucht.
Markus setzt also Person und Weg von Vespasian und Jesus zueinander in Beziehung.
Und mit dem Bekenntnis des römischen Hauptmannes unter der Kreuz geschieht eine gewaltige Umwertung:
Der Titel für den mächtigsten Mann, den Ersten
- den Kaiser -, wird auf den übertragen, der nach göttlichem Ratschluss als Messias der Letzte
von allen wurde und den schändlichen Kreuzestod starb.
So erklärt sich, dass Markus sein Evangelium schon mit diesem Titel des Ersten der damaligen Zeit beginnt:
Bei euch aber soll es anders sein ...(Mk 10,43)
Den
Evangelien
vom Herrschaftsantritt Vespasians als römischen Kaiser wird im MkEv das Evangelium vom Beginn der Gottesherrschaft, wie es von Jesus proklamiert wird, entgegengesetzt.Du bist gemein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
(Mk 1,11) und Dieser ist mein gelieber Sohn; auf ihn sollt ihr hören!
bekommt dadurch eine ganz eigene Note!
Denn: Jesus ist der Erste
, der Letzter
wurde.
Das ist das Evangelium, das Markus erzählt.
Das ist das Evangelium, auf das zu hören ist, das also - in der Nachfolge Jesu - im eigenen Leben Anwendung finden will.
Markus beginnt sein Werk nicht mit Evangelium Jesu Christi
, sondern stellt noch Anfang
davor.
Worauf bezieht sich dieses Wörtchen Anfang
?
Anfang - bzw. das griechische Wort, das hier zugrunde liegt - hat einen doppelten Sinn!
Fortsetzungdessen, was mit Jesus seinen Anfang genommen hat.
Gerade für die Zeit, in der die Leser seines Werkes leben, erzählt Markus von Grund und Ursprung der Verkündigung und des Lebens in der Nachfolge Jesu:
Wenn einer hinter mir her gehen will, dann ...(Mk 8,34)
Was Markus erzählt, hat für die Jünger Jesu zu allen Zeiten und an allen Orten grundlegende Bedeutung; es ist die fundierende Geschichte
für alle, die Jesus nachfolgen wollen.